Bayer-Werke Leverkusen

Wie ein Wahrzeichen für Wissenschaft und Technik ragt das Bayerkreuz in den Himmel von Leverkusen. Mit der kleinen Garagenfabrik für Farbstoffe, aus der die Begründer Friedrich Bayer und Johann Friedrich Weskott  die Firma im 19. Jahrhundert aufbauten, hat der heutige Konzern wahrlich nicht mehr viel gemein.  

Für Teilnehmer dreier Oberstufenkurse im Fach Chemie des Gymnasium Marianum unter der Leitung von Herrn Klinger und Frau Wilkens bot sich in der letzten Woche die Gelegenheit, einen Einblick in die Hochburg der chemischen Industrie zu werfen  Den beiden Bayer-Mitarbeiterinnen  Frau Hinz und Frau Kirstein gelang es dabei, das Besucherprogramm so zu managen, dass zwei Standorte parallel besichtigt werden konnten.

So wurde eine Schülergruppe an den Rhein in die Produktionsstätte nach Leverkusen geschickt, über schachbrettartig angeordnete, breite Straßen, auf denen Mitarbeiter mit Fahrrädern zwischen riesigen Synthese- und Aufarbeitungsanlagen umherflitzten und an einigen Ecken Wolken  heißen Wasserdampfs aufstiegen. Die andere Gruppe fuhr derweil über grüne Wiesen zum Pharmaforschungszentrum von Bayer HealthCare in die Nähe von Wuppertal.

Auf der Rundfahrt über das Leverkusener Gelände wurden die Anlagen zur Herstellung anorganischer und organischer Grundstoffe besichtigt. Einige gehören zu fremden Firmen, z.B. Lanxess und Kronos. Auch über die Müllentsorgung und die Rückhaltung chemischer und biologischer Abfallstoffe in der eigenen Kläranlage konnten sich die Schüler ein Bild machen. Dass die Chlorierung von organischen Stoffen auch Abischwerpunktthema ist,  kam sicher der Aufmerksamkeit beim Vortrag über die Chloraromaten zugute. Im Kommunikationscenter wurde die  Produktpalette u.a. der Farbstoffe, Polyurethane und Kautschuke multimedial veranschaulicht.

Die Wupper beschrieb die Dichterin Else Lasker –Schüler als bunten Fluss, der jeden Tag seine Farbe wechselte. Das konnten die Fahrtteilnehmer der zweiten Gruppe bei der Vorbeifahrt nicht mehr beobachten, denn am Produktionsstandort Wuppertal werden mittlerweile anstelle von Farbstoffen Arzneimittel wie zum Beispiel das Antibiotikum Ciprofloxacin produziert.

Sich auch einmal den Forschungsbereich von Bayer HealthCare genauer anzusehen, war eine Idee von Prof. Dr. Kothmann, der einigen Schülern bereits eine Vorlesung zum Arzneimittelrecht gehalten hatte. In den Pharma-Bereich des Konzerns mit 51.400 Mitarbeitern gehen mittlerweile 61 % der Forschungsaufwendungen und er erwirtschaftet 50 % des Umsatzes. Die Fahrt über enge Landstraßen zum Hauptforschungszentrum versprach also ein interessantes Unterfangen zu werden.

„Von zehntausend Substanzen  gelangen nach zwei Jahren nur 250 Substanzen in die präklinische Phase und erst nach 12 Jahren kann die Zulassung von 1,2  Stoffen beantragt werden „ berichtete Dr. Dellweg. „ Im Jahr produziert der Konzern 0,5 neue Arzneimittel.“ Während des Einführungsvortrags warteten bereits junge Forscher darauf, den Schülern die Stufen dieser Entwicklung auch praktisch zu zeigen.

Mit bunten Schutzbrillen versehen wurden sie über die Gänge geführt und mussten immer wieder weiß bekittelten Laboranten ausweichen. Im ersten Raum wurde  ihnen die Flüssigphasen-Kombinatorik demonstriert, ein Verfahren, bei dem Stoffe durch neue Gruppen variiert werden.  Die vollautomatische Mikrotiterplattentechnik, präsize mit Roboterarmen ausgeführt, erlaubt es, viele Substanzen auf einmal zu testen.

Auffallend waren auch die riesig dimensionierten Kolben und Chromathographiesäulen zur Anreicherung von Wirkstoffen, zwar im Prinzip aus dem Unterricht bekannt, aber doch durch ihre Größe  beeindruckend.

 „Ich bin froh, dass ich mit Wissenschaftlern aus allen Bereichen zusammenarbeiten kann“ sagte uns einer der Forscher.  „Hier arbeiten Ärzte, Chemiker, Apotheker und viele mehr im Team zusammen. Das ist auch ein Grund, warum bisher noch kein Tag für mich langweilig war.“  Mit überraschender Offenheit wurde die Gruppe auch in Räume geführt, wo einige genveränderte Rennmäuse unermüdlich ihre Laufräder bewegten, während der Großteil der  Tiere mit der Fellpflege oder anderen Aktivitäten beschäftigt ist. Sie stehen im Dienste der Herz-Kreislaufforschung zur Untersuchung peripherer Verschlusskrankheiten.

Leider können computergestützte Verfahren wie „das Molecular-Modelling“ oder die Untersuchung an Gewebeproben das Gesamtsystem des Organismus noch nicht ersetzen sondern nur ergänzen und so auch die Zahl der Tierversuche verringern.

Auf der anschließenden Heimfahrt verglichen die wiedervereinigten Gruppen ihre völlig unterschiedlichen Eindrücke beider Teilbereiche der chemischen Industrie, hier die hellen, fast klinisch sauberen Laboratorien  des Pharmabereichs und dort die auf den ersten Blick chaotisch anmutende Großproduktionsanlagen in Leverkusen. 

 

 

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